Handlungsempfehlungen Attraktiv, attraktiver, Stadt St.Gallen?
Im Auftrag von Gewerbe Stadt St.Gallen, HEV Stadt St.Gallen und WISG erstellte die Universität St.Gallen die Studie Standortattraktivität und finanzielle Führung der Stadt St.Gallen. Dabei wurden Teile der im Jahr 2020 erstellten Studie zur Standortattraktivität und finanziellen Führung der Stadt St.Gallen aktualisiert. Hier zeigt sich, dass von damals fünfzehn Empfehlungen acht umgesetzt wurden, drei in Bearbeitung und vier noch nicht umgesetzt sind. Die vorliegende Studie erläutert die Gründe dafür und unterstreicht, dass es sinnvoll ist die Hausaufgaben nachzuholen. Auch die neue Studie enthält zwölf Handlungsempfehlungen.
Wie attraktiv ist St.Gallen wirklich?
Die Studie vergleicht die Stadt St.Gallen mit Winterthur und Luzern. In allen drei Städten macht die Altersgruppe der 20 bis 64-jährigen den Grossteil der Wohnbevölkerung aus. Neben der Altersfrage wurden auch demografische Werte verglichen. Die Nettoerwerbsquote der Frauen ist in St.Gallen unterdurchschnittlich. Die Studie stellt fest, dass die Stadt St.Gallen nicht nur im Vergleich mit den Städten Luzern und Winterthur pro 1'000 Kinder über weniger Betreuungsplätze verfügt, sondern die drei Städte auch im Vergleich mit anderen Schweizer Städten schlecht abschneiden. Von den Schweizer Städten, von denen Daten vorhanden sind, befinden sich St.Gallen, Luzern und Winterthur auf den letzten drei Plätzen. So verfügte die Stadt St.Gallen im Jahr 2022 über 209 Betreuungsplätze pro 1'000 Kinder. Im Vergleich dazu lagen die Städte Luzern mit 267 und Winterthur mit 261 Plätzen deutlich vor der Stadt St.Gallen. Um als Wohn- und Lebensraum attraktiv zu sein, braucht es Betreuungsplätze.
Handlungsempfehlung
Durch gezielte Investitionen in Betreuungsplätze für Kinder könnte die Stadt St.Gallen die Lücken zu anderen Schweizer Städten verkleinern und so für erwerbstätige Einwohnerinnen und Einwohner attraktiver werden.
Finanzielle Lage: angespannt!
Ein weiteres Ziel der Studie war, die finanzielle Situation der Stadt St.Gallen im Allgemeinen zu analysieren. Dabei fokussierte man sich auf die Bilanzanpassungen, welche der Umstellung des Rechnungslegungsstandards von HRM1 auf RMSG geschuldet waren. Diese wurden analysiert und auf ihre Nachvollziehbarkeit überprüft. Weiter wurden die Finanzkennzahlen der Stadt St.Gallen mit einem besonderen Fokus auf den Investitionen untersucht. Und zu guter Letzt wurde auch die Liegenschaftenstrategie und das einhergehende Agieren der Stadt St.Gallen auf dem lokalen Immobilienmarkt untersucht und eingeordnet. Die finanzielle Lage der Stadt St.Gallen erweist sich nach wie vor als angespannt. So sind beispielweise sämtliche Kennzahlen in einem knapp genügenden oder sogar ungenügenden Bereich. Hervorzuheben ist zum Beispiel die sehr hohe Pro-Kopf Verschuldung von über CHF 5'000 im Jahr 2022. Bereits im Jahr 2020 beurteilte man den Investitionsstau. Wichtige Projekte werden zwar geplant, aber nicht umgesetzt. Um die finanzielle Lage langfristig zu verbessern, müssen wirkungsvolle Gegenmassnahmen eingeleitet werden. Diese wurden mit dem Projekt «Fokus 25» angestossen. Die Stadtregierung verspricht sich daraus bis im Jahr 2025 Kosten in der Höhe von CHF 15 Mio. einzusparen.
Handlungsempfehlung
Die Stadt St.Gallen sollte analysieren, wie sie sich steuertechnisch in Zukunft positionieren will, um einerseits für Personen mit einem hohen Einkommen aber auch für Unternehmen attraktiv zu sein. Es sollte ein Bewusstsein für die langfristige Bedeutung guter Steuerzahlerinnen und Steuerzahler geschaffen werden.
Attraktivität steigern ist ein Muss
Die Psychologie der Attraktivität sollte Einzug in die Stadt St.Gallen finden. Das Ziel muss sein, attraktive private Steuerzahlerinnen und Steuerzahler sowie Unternehmen anzuziehen und langfristig halten zu können. Dabei gilt es, die Synergien zu nutzen. So soll die Standortförderung der Stadt St.Gallen intensiver mit der Standortförderung des Kantons arbeiten. Investitionen für Private und Unternehmen müssen in ihrer Attraktivität gesteigert werden. Denn wenn sie nicht attraktiv sind, muss die Stadt selber investieren und das setzt Kapital voraus, das aus den Steuergeldern kommen müsste.
Handlungsempfehlung
Die Standortförderung der Stadt sollte sich noch mehr mit der Stadtplanung sowie der Wirtschaftsförderung des Kantons St.Gallen abstimmen. Dabei sollte die Entwicklung der Steuereinnahmen von Privaten und juristischen Personen ein zentraler KPI sein.
Liegenschaftenstrategie muss gezielt geplant werden
Die Stadt St.Gallen verfügt über eine breit abgestützte Liegenschaftenstrategie, die viele Bedürfnisse befriedigen soll. Mit der aktiven Bodenpolitik werden hohe Investitionen in Sachanlagen getätigt, was zur Bindung von Kapital führt. Hier besteht ein grosses Potential für die Stadt St.Gallen; aber die finanziellen Auswirkungen sind nicht eruiert. Zurzeit ist nicht ersichtlich, wie die vorhandene Strategie langfristig für positive Geldflüsse sorgen soll, von denen die Stadt und ihre Einwohner profitieren könnten.
Handlungsempfehlung
Die Ausarbeitung eines Businessplans zur finanziell nachhaltigen Umsetzung der Immobilienstrategie sollte von der Stadt St.Gallen forciert werden.
Auf Worte sollen Taten folgen
Gewerbe Stadt St.Gallen, HEV Stadt St.Gallen und Wirtschaft Region St.Gallen (WISG) appellieren an die Politik, die Vorschläge zu prüfen und diese umzusetzen. Auch die Wirtschaftsgruppe des Stadtparlamentes wird hier aktiv, indem Vorstösse zu dieser Thematik ausgearbeitet werden.
Präsentation Medienkonferenz vom 21. September 2023